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Syrien
Verhaftungen in der Türkei führten zu Baghdadis Tötung

Auf der Jagd nach Abu Bakr al-Baghdadi haben Nachrichtendienste der USA, der Türkei und des Iraks in einer gemeinsamen Aktion Anfang des Jahres einen Wendepunkt herbeigeführt.

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Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Auf der Jagd nach Abu Bakr al-Baghdadi haben Nachrichtendienste der USA, der Türkei und des Iraks in einer gemeinsamen Aktion Anfang des Jahres einen Wendepunkt herbeigeführt. Mehrere hochkarätige Anführer der Terrormiliz IS wurden in einer gemeinsamen Aktion verhaftet. Erst die detaillierten Angaben der Festgenommenen führte zu der US-Operation „Kayla Mueller“, bei der offenbar der meistgesuchte Terrorist Abu Bakr al-Baghdadi in der syrischen Region Idlib getötet wurde.

Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters haben die irakischen Sicherheitsbehörden aufgrund der Angaben des hochrangigen Führers der IS, Ismael al-Ethawi, den Aufenthaltsort des meistgesuchten Terroristen der Welt einengen und im späteren Verlauf punktgenau ermitteln können.

(Foto: Screenshot)

Der 55-jährige Ismael al-Ethawi, der aus der irakischen Stadt Ramadi stammt, hat einen Doktortitel in Islamwissenschaften. Er schloss sich 2006 erst der Al-Qaida an, wurde 2008 von US-Streitkräften festgenommen und für vier Jahre inhaftiert. Man geht davon aus, dass al-Ethawi und al-Baghdadi so erstmals miteinander in Berührung kamen.

Abu Bakr al-Baghdadi betraute laut Medienberichten Ismael al-Ethawi erst mit Schlüsselpositionen im sogenannten „Islamischen Staat“, ermächtigte ihn dann mit der Abgabe religiöser Anweisungen für die Menschen im Einflussbereich des IS. Nachdem die IS 2017 weitestgehend zusammengebrochen war, floh al-Ethawi mit seiner syrischen Frau nach Syrien. Man geht davon aus, dass auch al-Baghdadi aus dem Irak nach Syrien floh.

Erst im Februar 2018 tauchte Ismael al-Ethawi wieder auf, diesmal als Gefangener türkischer Sicherheitskreise. Am 15. Februar 2018 gaben türkische Sicherheitsbehörden bekannt, dass das hochrangige Mitglied der IS, Ismael al-Ethawi, in der nordwestlichen Provinz Sakarya bei einer Razzia festgenommen wurde. Zwei weitere irakische Staatsbürger mit IS-Hintergrund seien bei der Razzia ebenfalls festgenommen worden.

Im weiteren Verlauf der offenbar großangelegten Operation wurden bei Razzien in Kayseri und Adana mehrere IS-Anhänger festgenommen.

In Zusammenarbeit mit türkischen, irakischen und US-amerikanischen Geheimdiensten wurden mehrere Personen, darunter auch Ismael al-Ethawi, in den Irak zurückgebracht, wo sie den irakischen Sicherheitsbehörden übergeben wurden, teilte am 16. Februar 2018 die Nachrichtenagentur AFP mit und veröffentlichte hierzu ein Foto der streng geheimen Übergabe an einem unbekannten Ort. Die Angaben von al-Ethawi und zwei weiteren von der Türkei übergebenen Gefangenen sowie ein weiterer Wendepunkt bei ähnlichen Operationen, führte schließlich zu al-Baghdadi.

Anfang dieses Jahres, während einer gemeinsamen Operation der US-amerikanischen, türkischen und irakischen Geheimdienste, wurden weitere hochrangige IS-Kommandeure, darunter vier Iraker und ein Syrer, festgenommen, teilten die irakischen Sicherheitsbehörden nun mit.

„Sie gaben uns Informationen über alle Orte, an denen sie sich mit al-Baghdadi in Syrien getroffen haben und wir beschlossen, uns mit der CIA abzustimmen, um mehr Quellen in diesen Gebieten einzusetzen“, erklärte ein Beamter der irakischen Sicherheitskreise, der enge Beziehungen zu Nachrichtendiensten unterhält.

„Mitte 2019 konnten wir Idlib als den Ort ausfindig machen, an dem al-Baghdadi mit seiner Familie und drei engen Weggefährten von Dorf zu Dorf zog“, sagte der Beamte weiter.

Laut der Nachrichtenagentur Reuters hatten die irakischen Behörden der CIA die Details weitergegeben und der US-amerikanische Auslandsnachrichtendienst verfolgte die letzten fünf Monate mithilfe von Satelliten und Drohnen den Standort, an dem man al-Baghdadi vermutete. Als al-Baghdadi vor Tagen den Ort verlassen habe, sei die Falle laut dem irakischen Beamten zugeschnappt.

Offenbar war al-Baghdadi aber auch in der Region Idlib nicht sicher, zumal u.a. die extremistische Rebellenmiliz „Haiʾat Tahrir asch-Scham“ (HTS) es auch auf den IS-Anführer al-Baghdadi abgesehen hatte, so Reuters weiter. Schon zuvor hatte die HTS einen wichtigen IS-Kommandeur von al-Baghdadi gefasst: Abu Suleiman al-Khalidi, der zuletzt in einem Video zusammen mit al-Baghdadi aufgetreten war. Auch die Gefangennahme von al-Khalidi führte offenbar zu der Spur von al-Baghdadi, erklären nun auch irakische Sicherheitskreise. Offensichtlich gaben die HTS dem türkischen Nachrichtendienst die nötigen Hinweise weiter, um den genauen Aufenthaltsort von al-Baghdadi zu bestimmen.

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