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Istanbuls Kult-Fischbrötchen vor dem Aus? – Betreiber wenden sich an OB Imamoglu

Die Nachricht, dass das in der Türkei und weltweit bekannte "Balık Ekmek", das Kult-Fischbrötchen aus Istanbul, vor dem Aus steht, sorgt für Furore. Das Makrelensandwich gehört zu Istanbul wie der Bosporus.

(Foto: pixa)
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Balık Ekmek, das Kult-Fischbrötchen steht kurz vor dem kulturellen Kahlschlag

Von Nabi Yücel

Die Nachricht, dass das in der Türkei und weltweit bekannte „Balık Ekmek“, das Kult-Fischbrötchen aus Istanbul, vor dem Aus steht, sorgt für Furore. Das Makrelensandwich gehört zu Istanbul wie der Bosporus. An den drei verbliebenen Fischkuttern an der Galatabrücke in Eminönü nehmen Säkulare wie Konservative, Kemalisten wie Linke Platz, um das Balık Ekmek zu genießen. Nicht einmal Döner hat eine Chance gegen Balık Ekmek, dem inzwischen meistverkauften Snack in der Stadt.

Jetzt droht dem bekannten Kult-Fischbrötchen das Aus. Laut Medienberichten haben sich die Betreiber der Fischkutter selbst an die Medien gewandt, mit der Bitte an die Bevölkerung, die fristlose Kündigung durch die Großstadtverwaltung unter dem Oberbürgermeister Ekrem Imamoglu (CHP) rückgängig zu machen. Die Großstadtverwaltung habe den Betreibern der Fischkutter bis zum 1. November Zeit gegeben, die Anlegestelle vollkommen zu räumen.

Die Kündigung wurde offenbar ohne Begründung ausgesprochen, erklärten die drei Betreiber der Fischkutter. Die weit über 200-jährige Geschichte des Standorts werde binnen weniger Tage vollkommen getilgt, so einer der Betreiber. Der Sprecher der Kooperatife für „Traditionelle Fischbrötchen in Istanbul“ erklärte auf Anfrage, dass die Kündigungsschreiben einzeln eingegangen seien. „Falls die Betreiber die Anlegestelle an der Galatabrücke nicht bis zum 1. November geräumt haben, drohen Sie den Betreibern mit polizeilicher Zwangsräumung“ so Arif Hikmet Ilke.

Die Betreiber und Mitarbeiter der Fischkutter sind über den plötzlichen Sinneswandel der Großstadtverwaltung überrascht. „An diesem Fischkutter verdienen allein hier vor Ort 50 bis 60 Menschen ihr tägliches Brot“, sagt Ertac Yilmaz, ein 40-jähriger Mitarbeiter, der auf dem Fischkutter die Makrelen für den Verzehr vorbereitet. „Vor einer Woche kam die Kündigung, wir haben es erst gar nicht richtig registriert, dachten, dass wäre nur ein Formfehler. Aber jetzt ist klar, die wollen auch die restlichen drei Fischkutter von Eminönü entfernen“, so Yilmaz. „Was machen wir jetzt, was mache ich?“, ruft ein anderer Mitarbeiter am Kai.

Ihre Hoffnung liegt nun bei Ekrem Imamöglu, dem neuen Oberbürgermeister der Millionenmetropole. So schnell wollen sie nicht aufgeben und wenn es sein muss juristisch dagegen vorgehen. Aber jetzt versucht man es gütlich. Zwar ging die Kündigung von einem dem OB unterstehenden und angeschlossenen städtischen Verwaltungsebene heraus, aber dennoch hoffen die Betreiber wie auch die rund 1.500 Menschen, die direkt oder indirekt unter Lohn und Brot stehen, dass der OB vielleicht von dem Treiben doch nichts mitbekommen hat und jetzt rechtzeitig einschreitet. Bislang hat sich Imamoglu, der neue Hoffnungsträger der Metropole, jedoch nicht dazu geäußert. Gestern war der türkische Nationalfeiertag, der Tag an dem Staatsgründer Mustafa Kemal Atatürk am 29. Oktober 1923 die Republik ausgerufen hat.

Die Kult-Fischbrötchen an der Galatabrücke und neben dem Schiffsanleger in Eminönü wurden früher in einfachen Booten verkauft. Die gegrillte Makrelenfilets gingen damals direkt über die Bootskante an hungrige Arbeiter und Passanten. Heute liegen neben der Galatabrücke nur noch drei aufwendig verzierte Fischkutter, auf denen die Fischbrötchen zubereitet und verkauft werden. Der Verzehr findet zum Teil in überdachten Ständen statt. Auch in der weiten Welt hat sich das Kult-Fischbrötchen einen Namen gemacht. In zahlreichen internationalen Reiseführern und Bewertungsportalen wird das Fischbrötchen von Eminönü als ein „Muss-Erlebnis“ bewertet.

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