Kigali (nex) – Laut einem neuen Untersuchungsbericht waren französische Regierungs- und Militärbeamte im Jahre 1994 an der Lieferung von Waffen an die Täter des Völkermords von Ruanda beteiligt und behinderten Bemühungen, sie vor Gericht zu bringen.
Der von der US-Kanzlei Cunningham Levy Muse verfasste und am Mittwoch veröffentlichte Bericht wurde von der ruandischen Regierung im Rahmen einer Untersuchung der Rolle französischer Beamter bei dem Völkermord in Auftrag gegeben. Durch die Massaker kamen mehr als 800.000 Menschen ums Leben.
Der Bericht dokumentiert die Beihilfe der französischen Militär- und Regierungsbeamten zu den Massakern, die am 7. April 1994 begannen.
Dem ostafrikanischen Land zufolge habe der Bericht die Verantwortung Frankreichs „gründlich untersucht“, und zwar ausschließlich auf der Grundlage von Informationen, die in öffentlichen Akten verfügbar seien, diese unterstreichten die Beteiligung der Franzosen. Die französische Regierung hat eine Mitschuld stets zurückgewiesen.
Der Bericht offenbare eine „vernichtende Zusammenfassung des Verhaltens von französischen Beamten in Ruanda in den 1990er Jahren und danach“, sagte die ruandische Außenministerin Louise Mushikiwabo. Die Anwälte werfen den Franzosen ferner vor, die für den Genozid verantwortliche Regierung unterstützt zu haben.
Obwohl sie von brutalen Angriffen auf Tutsi wussten, hätten französische Beamte und Militärangehörige während des Genozids weiterhin Waffenlieferungen an die Regierung ermöglicht.
Der Völkermord von Ruanda begann am 6. April 1994 und dauerte bis Mitte Juli 1994 an. Bei den Massakern starben mindestens 500.000 Menschen, manche Schätzungen gehen von 800.000 bis 1.000.000 Todesopfern aus. Angehörige der Hutu-Mehrheit töteten damals etwa drei Viertel der in Ruanda lebenden Tutsi-Minderheit. Allerdings wurden auch Hutu umgebracht, die sich nicht am Völkermord beteiligen wollten oder sich aktiv dagegen einsetzten.
Rückblickend gaben viele Täter in Interviews „Furcht“ als wichtigsten Beweggrund für die Beteiligung am Völkermord an. Sie fürchteten demnach soziale, materielle oder physische Repressalien, falls sie sich nicht an Mordtaten beteiligen würden.
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