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Türken billigen Regierungspolitik
Umfragen: Russland und Israel sind den Türken wichtiger als die EU

Zwei Umfragen in der Türkei bestätigen, dass die Bevölkerung zu Israel und Russland positive Beziehungen wünscht. Auch der Kampf gegen den Terror wird begrüßt. Hingegen lässt das Thema eines EU-Beitritts die Türken immer mehr kalt.

(Foto: Daily Sabah)
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Ankara (nex) – Zwei jüngst veröffentlichte Umfragen zeigen eine breite Unterstützung der Normalisierungspolitik Ankaras gegenüber der Russischen Föderation und Israel innerhalb der türkischen Bevölkerung.

Das Objective Research Center (ORC) befragte in der Zeit vom 19. Juni bis zum 6. Juli insgesamt 37 180 Personen in 30 Provinzen zu aktuellen innen- und außenpolitischen Themen. Dabei gaben 79,3 Prozent an, dass sie die Normalisierung der Beziehungen mit Russland begrüßen, 70 Prozent sagten das Gleiche über die Versöhnungspolitik gegenüber Israel.

Auch eine Umfrage des Instituts A&G, die Ende Juni durchgeführt worden war, hatte zum Ergebnis, dass 63 Prozent der Befragten die Normalisierung der Beziehungen zu Israel begrüßten, entweder mit Blick auf türkische Interessen oder zum Zwecke der Verbesserung der Lebensverhältnisse der Palästinenser. Der Präsident des Instituts, Adil Gür, erklärte: „Das Wichtige am Ergebnis ist: Zwei von drei der Befragten begrüßen gute Beziehungen mit Israel. Deshalb ist das, was die Türkei gemacht hat, richtig.“

Die Frage nach einer EU-Mitgliedschaft scheint die Türken hingegen kaum noch zu bewegen. Der ORC-Umfrage zufolge ist es für 80 Prozent der Befragten schlichtweg nicht wichtig, ob die Türkei EU-Mitglied wird oder nicht. A&G ermittelte zu der gleichen Frage, dass nach derzeitigem Stand nicht mehr als 40 Prozent der Türken für einen EU-Beitritt stimmen würden, gäbe es darüber ein Referendum. Nicht zuletzt die von der Bevölkerung als solche empfundene Doppelmoral der EU im Zusammenhang mit der Terrorismusbekämpfung in der Türkei hat die Affinität zu Brüssel weiter sinken lassen.

Innenpolitisch billigen ORC zufolge 77,5 Prozent der Befragten den umfassenden Antiterrorkampf der Regierung gegen die PKK, den IS (Daesh) und Fethullah Gülen (FETÖ), die hinter dem „Parallelstaat“ vermutet wird, der 2013 versuchte, in der Türkei zu putschen. Vor allem in Provinzen wie Diyarbakır, Mardin und Van, wo die PKK besonders stark gewütet hat, ist der Zuspruch wesentlich größer geworden, während der politische Arm der Terrororganisation, die Demokratische Partei der Völker (HDP), weiter an Zuspruch einbüßt.

Die regierende AKP unter Premierminister Binali Yıldırım würde, wären am Sonntag Wahlen, mit 57,2 Prozent der Stimmen weiterhin deutlich ihre absolute Mehrheit verteidigen können, während die Oppositionsparteien weiter an Zuspruch verlieren würde.

Die Republikanische Volkspartei (CHP) müsste in 26 Provinzen Verluste hinnehmen, auch in Hochburgen wie İzmir und Aydın. Noch schlimmer sieht es für die von innerparteilichen Kämpfen geplagte Partei der Nationalistischen Bewegung (MHP) aus, die sogar in 29 Provinzen Verluste erleiden würde. Die AKP könne hingegen in 30 Provinzen zulegen.