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Türken in Deutschland
Studie über Türken: 90% der Befragten fühlen sich in Deutschland wohl

"Das Bild von der persönlichen Lebenssituation der in Deutschland lebenden Türkeistämmigen ist positiver, als man es angesichts der vorherrschenden Diskussionslage zur Integration erwarten würde", so der Studienleiter.

(Archivfoto: AA)
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Dortmund (nex) – Wie die überraschenden Ergebnisse einer von der Universität Münster durchgeführten Umfrage beweisen, fühlen sich türkischstämmige Einwanderer in Deutschland wohler als vermutet. Erstaunliche 90% der Befragten fühlen sich laut Studie in ihrer neuen Heimat insgesamt wohl.

„Das Bild von der persönlichen Lebenssituation der in Deutschland lebenden Türkeistämmigen ist positiver, als man es angesichts der vorherrschenden Diskussionslage zur Integration erwarten würde“, so der Studienleiter.

Das Ergebnis der Studie „Integration und Religion aus der Sicht von Türkeistämmigen in Deutschland“ gibt Anlass zur Hoffnung.

Viele von ihnen vermissen jedoch die soziale Wertschätzung. 

Wie bei ethnischen Minderheiten anderer Länder ist auch unter der größten Migrantengruppe in Deutschland dieses Gefühl der mangelnden Anerkennung durch die Mehrheitsgesellschaft weit verbreitet. Egal, wie sehr sie sich anstrengen, dazuzugehören, fühlen sich gut die Hälfte der Zuwanderer aus der Türkei und ihrer Nachkommen als Bürger zweiter Klasse.

Den Widerspruch zwischen hohem Wohlbefinden und dem Gefühl der Zweitklassigkeit erklärt Studienleiter Pollack so: „Offenbar liegen die Integrationsprobleme stark auf der Ebene der Wahrnehmung und Anerkennung. So wichtig es ist, eine Wohnung und Arbeit zu haben, so wichtig ist es, dass die Bevölkerung den Zugewanderten mit Wertschätzung begegnet.“

Die zweite und dritte Generation sind im Vergleich zur ersten Generation besser integriert

Mehr als halbiert hat sich etwa der Anteil derjenigen ohne Schulabschluss, nämlich von 40 auf 13 Prozent.
Verdoppelt dagegen hat sich der Anteil derjenigen mit guten oder sehr guten Deutschkenntnissen, und zwar von 47 auf 94 Prozent.

Die Einwanderer aus der Türkei schätzen zumeist ihre Mitbürger

86 Prozent der Befragten bezeichnen „Menschen deutscher Herkunft“ als positiv. Auch Christen werden von vier Fünfteln positiv beurteilt. Die Haltung gegenüber Atheisten ist zwar etwas skeptischer, der Anteil derjenigen, die dieser Gruppierung positiv gegenüberstehen, überschreitet den Anteil der negativ Eingestellten dennoch deutlich.

Wütend über Terrorverdacht

83 Prozent der Befragten erklärten, es mache sie wütend, wenn nach Terroranschlägen als Erstes Muslime verdächtigt würden. Eine große Mehrheit (zwei Drittel) der Befragten denken, der Islam passe durchaus in die westliche Welt, während 73 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland das Gegenteil meinen.

Nur jeder fünfte Teilnehmer stimmt der Aussage „Die Bedrohung des Islam durch die westliche Welt rechtfertigt, dass Muslime sich verteidigen“ zu. Über 93 Prozent halten „Die gewaltsame Verbreitung und Durchsetzung des Islam“ für nicht gerechtfertigt.

Die Studienergebnisse widersprechen der oft geäußerten These, dass die dritte Generation fundamentalistischer sei als die erste.

Die Forscher stellten beachtliche Unterschiede zwischen der ersten Generation auf der einen und der zweiten und dritten Generation auf der anderen Seite fest.