Ankara (nex) – Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan und sein russischer Amtskollege Wladimir Putin haben am heutigen Dienstag den Grundstein für das erste Atomkraftwerk der Türkei gelegt. Beide Staatschefs nahmen an der Zeremonie per Videokonferenz aus dem Präsidalpalast in Ankara teil.
„Das Kraftwerk in Akkuyu wird das 56. im Bau befindliche Atomkraftwerk der Welt sein. Wenn der erste Reaktor des Akkuyu-Werks 2023 in Betrieb genommen wird, wird die Türkei zur Familie der Kernenergieproduzenten gehören“, sagte Erdogan in seiner Rede.
„Was wir in den letzten 15 Jahren in unserer Beziehung zu Russland erreicht haben, ist sehr wichtig“, so Erdogan. Der türkische Präsident erwähnte dabei den Kauf des russischen Raketenabwehrsytems S-400 und das Erdgaspipeline-Projekt „Turkstream“. Die Pipeline soll, sobald sie fertiggestellt ist, das Gas in den türkischen Teil Thrakiens pumpen. Die Kapazität von Turkish Stream soll bei 15,75 Milliarden Kubikmetern pro Jahr liegen. Eine von zwei Leitungen soll dabei die Türkei mit Gas versorgen, die andere Europa.
Türkischer Nuklearsektor
„Wir starten nicht nur den Bau des ersten türkischen Atomkraftwerks, wir gründen auch den türkischen Nuklearsektor“, sagte Putin bei der Zeremonie.
„Wenn alle Reaktoren in Betrieb sind, wird das Kernkraftwerk 10 Prozent des türkischen Strombedarfs decken“, fügte er hinzu.
Die Sicherheitsstandards der Nuklearanlage werde auf dem höchsten Niveau sein, sagte Putin. „Mit Inbetriebnahme dieses Werks wird auch das Potential der Türkei steigen. Es werden Arbeitsplätze für beide Länder entstehen. Wir wollen bei der Ausbildung von qualifiziertem Personal mit der Türkei kooperieren“, sagte der russische Präsident. An russischen Universitäten würden mehr als 220 türkische Studenten über nukleare Technologie ausgebildet, so Putin.
Bereits 1968 Pläne für Atomkraftwerk
In Akkuyu gab es bereits 1968 erste Pläne für ein Kernkraftwerk, die aber eingestellt wurden. Ab 2006 lebten die Pläne unter der damaligen Erdogan-Regierung wieder auf. Wie 2010 in einem türkisch-russischen Abkommen vereinbart, soll das Kraftwerk vom russischen Unternehmen Rosatom errichtet und zunächst auch betrieben werden. Später soll das Akkuyu-Kraftwerk in den Besitz türkischer Unternehmen übergehen. Die Baukosten werden mit 20 Milliarden US-Dollar angegeben.
https://youtu.be/a8bytqKrasE
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