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Ende von USAID
Globale Versorgung mit therapeutischer Nahrung für Kinder vor dem Kollaps

Mit dem offiziellen Ende der US-Entwicklungsagentur USAID droht die weltweite Versorgung mit gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung zu kollabieren.

Ein hungerndes Kind im Jemen. (Archivfoto: AA)
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Mit dem offiziellen Ende der US-Entwicklungsagentur USAID droht die weltweite Versorgung mit gebrauchsfertiger therapeutischer Nahrung zu kollabieren.

Millionen unterernährter Kinder weltweit könnten bald keine lebensrettende Behandlung mehr erhalten, warnt die Hilfsorganisation Aktion gegen den Hunger. Bereits in 18 Ländern werden drohende Engpässe gemeldet.

Gebrauchsfertige therapeutische Nahrung (RUTF) ist seit über 20 Jahren ein zentraler Baustein in der Behandlung schwerer akuter Mangelernährung. Die Therapie erzielt Genesungsraten von über 90 Prozent und kann ein Kind in nur 6 Wochen aus einer lebensbedrohlichen Krise retten.

Aktuell sind jedoch rund 18 Länder weltweit von akutem RUTF-Mangel betroffen. Seit USAID die Finanzierung stoppte, wurden rund 90 Prozent aller damit verbundenen Verträge beendet. Produktionsaufträge bleiben aus, Lieferketten stocken.

„Wir erleben den Zusammenbruch eines Systems, das über Jahrzehnte Millionen Kinderleben gerettet hat“, sagt Jan Sebastian Friedrich-Rust, Geschäftsführer von Aktion gegen den Hunger.

„Heute steht all dies auf dem Spiel. Unsere Welt hat enorme Fortschritte bei der Reduzierung der Kindersterblichkeit erzielt. Wenn die politischen Akteure jetzt nicht rasch handeln und die Mittelkürzungen rückgängig machen, droht quasi über Nacht ein Rückschritt um 30 Jahre.“

Versorgungsengpässe treffen zuerst die Schwächsten

Länder wie Südsudan, Äthiopien und Nigeria – ohnehin belastet durch Konflikte, Vertreibung und Klimaschocks – zählen zu den ersten, die von ausbleibenden RUTF-Lieferungen betroffen sind.

Bereits jetzt sind Vorräte erschöpft oder stehen kurz vor dem Ende. Aufgrund der mehrmonatigen Vorlaufzeit in Produktion und Transport ist eine kurzfristige Erholung kaum möglich. Ohne rechtzeitige Nachschubplanung droht eine massive Versorgungslücke, mit fatalen Folgen für die am stärksten gefährdeten Kinder.

Eine am Montag im Fachmagazin The Lancet veröffentlichte Untersuchung warnt vor dramatischen Folgen der US-Kürzungen: Sollte der umfassende Rückzug aus der Entwicklungszusammenarbeit bestehen bleiben, könnten weltweit bis zu 14 Millionen zusätzliche Todesfälle auftreten, darunter etwa 4,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren.

Da Programme wie die Versorgung mit therapeutischer Nahrung (RUTF) direkt von den Streichungen betroffen sind, gerät auch die Behandlung lebensbedrohlicher Mangelernährung massiv unter Druck.

Erfolge in Gefahr: Jahrzehnte des Fortschritts stehen auf dem Spiel

Dabei zeigen bisherige Fortschritte das enorme Potenzial gezielter Interventionen: Seit der Einführung von RUTF in den 1990er Jahren ist die Überlebensrate betroffener Kinder weltweit dramatisch gestiegen. Parallel ging die jährliche Zahl an Todesfällen von Kindern von 12,9 Millionen (1990) auf 4,8 Millionen (2023) zurück – nicht zuletzt durch verstärkte Investitionen in Ernährung, Prävention und Gesundheitssysteme.

Die Engpässe treffen auf ohnehin fragile Gesundheitssysteme. Ernährung und medizinische Versorgung sind eng miteinander verknüpft: Ein unterernährtes Kind mit geschwächtem Immunsystem hat ein bis zu elfmal höheres Sterberisiko. Kürzungen im Gesundheitssektor, etwa bei der Behandlung von Malaria, Tuberkulose oder HIV, verstärken die Wirkungslücke zusätzlich. So entsteht ein tödlicher Kreislauf, in dem vermeidbare Krankheiten wieder zu Todesursachen werden.