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Gaza-Krieg
Gaza-Hilfsschiffe: USA üben Druck auf die Türkei aus

Bereits am vergangenen Freitag trafen sich Hunderte Zivilisten aus Dutzenden Ländern in Istanbul, um sich darauf vorzubereiten, mit Tausenden Tonnen Lebensmittel und Medikamente nach Gaza aufzubrechen

Medea Benjamin (Foto: Screenshot/X)
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von Nabi Yücel

In einem dringlichen Appell auf X (ehemals Twitter) ruft die US-amerikanische Aktivistin und Mitbegründerin von Fair-Trade, Medea Benjamin, die Menschen auf, die Türkei darin zu unterstützen, sich nicht dem Druck der USA zu beugen.

„Bitte helfen Sie uns, indem Sie das US-Außenministerium unter +1 202-501-4444, das US-Konsulat in Istanbul unter +90 212 335 9000 oder die US-Botschaft in Ankara unter +90 312 294 0000 während der Bürozeiten anrufen. Lasst die Friedensflottille nach Gaza segeln!“, so Benjamin auf X.

Offensichtlich soll so die Überfahrt zahlreicher Schiffe von einem türkischen Hafen verhindert werden. Derzeit bereiten sich Hunderte Zivilisten in Istanbul in einer Koalition von Hilfsschiffen darauf vor, mit einer „Freiheitsflottille“ in den Gazastreifen aufzubrechen.

Bereits am vergangenen Freitag trafen sich Hunderte Zivilisten aus Dutzenden Ländern in Istanbul, um sich darauf vorzubereiten, mit Tausenden Tonnen Lebensmittel und Medikamente nach Gaza aufzubrechen. Ziel der Freiheitsflottille ist nach eigenen Angaben der Organisatoren, „die rechtswidrige Belagerung des Gazastreifens durch Israel zu brechen und einen sofortigen Waffenstillstand zu fordern, um das Leben Tausender Palästinenser zu retten“, so in einer Presseerklärung am Freitag.

An Bord werden demnach Teilnehmer aus über 30 Ländern vertreten sein, darunter 40 US-Amerikaner. Elliot Adams, Mitorganisator der Freiheitsflottille und ehemaliger Präsident von „Veterans for Peace“, sowie ehemaliger US-Fallschirmjäger, wies auf die Komplizenschaft seiner eigenen US-Regierung bei der Unterstützung der „völkermörderischen“ Aggression Israels hin:

„Israel versucht mit Unterstützung der USA, die Palästinenser aus Gaza ethnisch zu säubern, sowohl durch Aushungern als auch direkt.“

Derzeit baue laut Adams die US-Regierung den Druck auf die türkische Regierung auf, um das Auslaufen der Schiffe zu unterbinden. Laut den Organisatoren will man am Plan festhalten und die „Belagerung“ des Gazastreifens durchbrechen. Man habe hierzu in dieser Woche an einer Gewaltpräventions-Übung teilgenommen, um sich vor etwaigen Angriffe der israelischen Armee (IDF) zu schützen.

Offensichtlich soll die Schiffsflotte, begleitet von zwei Passagierschiffen, in dieser Woche mit über 5.000 Tonnen humanitärer Hilfe von Istanbul aus aufbrechen. Unterstützung erhält die Friedensflottille auch aus Europa.

„Israelische Bomben und Kugeln töten jeden Tag Palästinenser in Gaza und ihre illegale Belagerung lässt alle anderen absichtlich hungern“, sagte die ehemalige Bürgermeisterin von Barcelona Ada Colau, die sich der Flottille anschloss..

Der argentinische Chirurg Carlos Trotta, der weltweit mit Ärzte ohne Grenzen (MSF) zusammengearbeitet hat, darunter auch in Gaza, fügt hinzu, dass sich die Gesundheitssituation der Palästinenser im belagerten Gazastreifen an einem Krisenpunkt befinde:

„Es ist ein Notfall. Kinder sterben an Unterernährung, Patienten werden Gliedmaßen ohne Betäubung amputiert und Tausende laufen Gefahr, an der Ausbreitung von Infektionskrankheiten zu sterben – und das alles aufgrund der willkürlichen Einschränkungen Israels bei der Ankunft von Hilfsgütern in Gaza. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass diese Flottille jetzt handelt, um noch mehr Verluste an Menschenleben zu verhindern.“

Mavi Marmara

Am 31. Mai 2010 enterten israelische Streitkräfte die Schiffe der ersten Gaza-Freiheitsflottille mit Schnellbooten und Hubschraubern.

Dabei wurden neun Aktivisten, darunter auch türkische Staatsbürger, von israelischen Streitkräften getötet. Es folgte eine breite internationale Verurteilung und Reaktion auf die Razzia in internationalen Gewässern. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei waren danach angespannt und Israel lockerte daraufhin seine Blockade des Gazastreifens.