Ankara – Moskau wird das erste Treffen zwischen türkischen und armenischen Sondergesandten ausrichten, um Schritte zur Normalisierung der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu erörtern, sagte der türkische Außenminister am Montag.
Die Sondergesandten beider Länder würden zunächst telefonisch miteinander sprechen und dann über Zeit und Ort eines persönlichen Treffens entscheiden.
Es müsse ein Fahrplan für die Normalisierung der Beziehungen festgelegt werden. Dies werde auf der Tagesordnung des ersten Treffens stehen, zitiert die Nachrichtenagentur Anadolu den türkischen Außenminister. Er wies darauf hin, dass die Charterflüge zwischen der Türkei und Armenien bald beginnen würden, und bekräftigte, dass die Türkei ihre Normalisierungsgespräche in Absprache und Koordination mit Aserbaidschan führe. Die Rhetorik Armeniens sei „bisher positiv gewesen“. Eine Normalisierung der Beziehungen werde für die Stabilität, den Frieden und den Wohlstand im Kaukasus wichtig sein, fügte Cavusoglu hinzu.
Am 15. Dezember ernannte die Türkei Serdar Kilic, einen ehemaligen Botschafter in den USA, zu ihrem Sondergesandten, um Schritte zur Normalisierung der Beziehungen mit Armenien zu erörtern. Drei Tage später ernannte auch Armenien seinen Sonderbeauftragten für den Dialog mit der Türkei, den stellvertretenden Sprecher der Nationalversammlung Ruben Rubinyan.
„Alle Länder der Region, einschließlich Armenien, und die ganze Welt werden von Frieden und Entspannung im Kaukasus profitieren“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan in einer Rede vor dem aserbaidschanischen Parlament im Juni.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Erdogan bei einem Staatsbesuch in Aserbaidschan in einer bedeutungsvollen Geste des Frieden eine mögliche Öffnung der Grenzen zu Armenien angekündigt. Erdogan sagte damals, sein Land könne seine Grenzen zu Armenien öffnen, wenn auch Jerewan Schritte für einen regionalen Frieden unternimmt. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem aserbaidschanischen Amtskollegen Ilham Aliyev in Baku betonte Erdogan, dass die Türkei keine Probleme mit der armenischen Bevölkerung habe.
„Wir hegen keinen Groll gegen das Volk von Armenien. Das Problem ist mit der armenischen Regierung. Über 100.000 Armenier leben in meinem Land“, erklärte Erdogan. Die Grenze zwischen der Türkei und Armenien wurde nach den Massakern an der aserbaidschanischen Zivilbevölkerung in Bergkarabach durch armenische Milizen 1993 geschlossen und seitdem nicht mehr geöffnet. Unter den damaligen türkischen Außenminister Abdullah Gül, Ali Babacan und Ahmet Davutoglu (2003-2014) gab es eine Annäherung zwischen der Türkei und Armenien was 2009 zur Unterzeichnung der Züricher Protokolle führte, in denen eine Wiederöffnung der Grenze in Aussicht gestellt wurde. Die Gespräche scheiterten jedoch und die Grenze blieb geschlossen.
Der türkische Staatschef erwähnte in seiner Rede einen Plan für einen „Sechs-Nationen-Block“. Auch Russland befürworte dieses Vorhaben.
„Russland, die Türkei, Aserbaidschan, Iran, Georgien….Armenien könnten in diese Plattform einbezogen werden“, so Erdogan.
Im April dieses Jahres hatte Erdogan in einem Brief an das Oberhaupt des armenischen Patriarchats in Istanbul zudem den Wunsch zu einer gutnachbarlichen Beziehung zu Armenien geäußert. In seiner Botschaft an Sahak Maschalian, das Oberhaupt des armenischen Patriarchats der Türkei, erklärte Erdogan, dass die Debatte über die armenischen Behauptungen zu den Ereignissen von 1915, die von Dritten politisiert und zu Instrumenten der Einmischung gemacht worden sei, niemandem geholfen habe.
„Wir können nicht zulassen, dass die jahrhundertealte Kultur des Zusammenlebens von Türken und Armeniern in Vergessenheit gerät“, so Erdogan weiter. Der türkische Präsident wiederholte seinen Aufruf, gutnachbarschaftliche Beziehungen zu Armenien zu entwickeln. Die Türkei erkennt die Tragödie hinter den Todesfällen Hunderttausender Menschen an, die von 1915 an im Zusammenhang mit den Ereignissen in Ostanatolien während des Ersten Weltkrieges ihr Leben verloren hatten. Allerdings verwahrt sich die Türkei gegen die Beurteilung der Ereignisse als „Völkermord“ und spricht von einer beiderseitigen Tragödie.
Ankara hat wiederholt die Bildung einer gemeinsamen internationalen Historikerkommission angeregt, um die Ereignisse vom Grunde her aufzuarbeiten und historisch zu bewerten. Die Regierung des Osmanischen Reiches hatte 1915 die Deportation armenischer Bevölkerungsteile aus der Region beschlossen, nachdem sich armenische Terrormilizen und Teile der Bevölkerung mit der russischen Armee verbündet hatten, die im Osten an der Kaukasusfront in osmanische Gebiete vorrückte.
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