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Mord an Deniz Poyraz: Was wusste die HDP?

Ein Augenzeuge, ein streikender Kurde vor dem Gebäude, in dem das Kreisbüro im 3. Stock untergebracht ist, erklärte in einem TV-Interview, er habe an diesem Tag ungewöhnliche Bewegungen vor dem Eingang des Gebäudes ausgemacht. Drei Personen hätten das Gebäude kurz vor der Tat verlassen, zwei dieser Personen wären von der HDP gewesen, einer davon hätte das Gebäude tagsüber nie verlassen. Er habe erst nach der Bluttat erfahren, dass die junge Deniz Poyraz alleine im Büro gewesen sei, während der Mörder die Räumlichkeiten aufgesucht habe.

(Foto. AA)
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Nach Mord an Deniz Poyraz – Mevlüde Genç oder Fehime Poyraz?

Ein Gastbeitrag von Nabi Yücel

Am vergangenen Donnerstag ermordete der Waffennarr Onur Gencer in Izmir die junge Deniz Poyraz im Kreisbüro der völkisch-kurdischen Partei HDP mit mehreren Schüssen. Gencer erdreistete sich danach auch, ein Schnappschuss der Leiche zu machen und über WhatsApp zu teilen.

Der Mord wird von Politik und Gesellschaft in der Türkei einhellig verurteilt. Daran gibt es keine Zweifel. Zweifel gibt es aber über den Zeitraum vor dem Mordanschlag, der gar nicht so gut ins vorgefasste Bild passt. So twitterte die HDP-Parteizentrale kurz nach der Bluttat, man habe ein zuvor anberaumtes Treffen von ca. 40 Personen in dem Kreisbüro eiligst und kurzfristig abgesagt.

Das wirft die Frage auf, was der Grund der Absage war. Dass die türkischen Sicherheitsbehörden die HDP oder deren landesweiten Parteibüros beschattet bzw. polizeilich sichert, ist kein Geheimnis, zumal in der türkischen Gesellschaft Konsenz darüber herrscht, die HDP würde der Ableger einer Terrororganisation sein.

Wurde die HDP etwa von der Polizei in Izmir rechtzeitig gewarnt und sagte sie deshalb das Treffen in Izmir kurzfristig ab? Ein Augenzeuge, ein streikender Kurde vor dem Gebäude, in dem das Kreisbüro im 3. Stock untergebracht ist, erklärte in einem TV-Interview, er habe an diesem Tag ungewöhnliche Bewegungen vor dem Eingang des Gebäudes ausgemacht. Drei Personen hätten das Gebäude kurz vor der Tat verlassen, zwei dieser Personen wären von der HDP gewesen, einer davon hätte das Gebäude tagsüber nie verlassen. Er habe erst nach der Bluttat erfahren, dass die junge Deniz Poyraz alleine im Büro gewesen sei, während der Mörder die Räumlichkeiten aufgesucht habe.

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Was wusste die HDP in Izmir, ja sogar die Parteizentrale in Ankara? Hatten sie keinen Kontakt zu der Mutter von Deniz Poyraz aufgenommen, die in dem Kreisbüro im Teeservice tätig ist und an diesem Bluttag erkrankte, weshalb ihre Tochter Deniz Poyraz für sie einsprang? War die Polizei davon ausgegangen, dass das Büro leer ist und wartete deshalb ab, bis der Täter im Büro gestellt wird? Der Verdacht, dass dem so war, erhärtet sich, zumal die Polizei schnell vor Ort war und das Gebäude umfangreich abriegelte und den Täter dann festnahm.

Die völkisch-kurdische HDP hat den Mordfall nun zu einem Politikum gemacht. Weltweit inszeniert sich die HDP mit ihren Ablegern und dem Mordopfer Deniz Poyraz als eine verfolgte, unterdrückte kurdische Partei, die nur auf Frieden und Sicherheit im Land aus ist.

Das Gegenteil ist aber der Fall. Vor dem Kreisbüro streiken seit Wochen – wie auch in anderen Städten der Türkei – kurdische Mütter und Väter, die die HDP auffordern, ihre Kinder von der Terrororganisation PKK zurückzubringen, die ja erst von der HDP rekrutiert, dann der PKK ausgehändigt worden sein sollen. Was einst in Diyarbakir von kurdischen Müttern und Vätern vor mehr als anderthalb Jahren begonnen wurde und bis heute anhält, hat sich landesweit, ja sogar bis nach Europa ausgeweitet. In Berlin kämpft seit mehreren Monaten Maide Töremis (54) für die Freilassung ihrer Tochter Nilüfer Töremis, die von einem völkisch-kurdischen Verein in Berlin rekrutiert und für den sogenannten Freiheitskampf der PKK eingespannt wurde.

Die HDP will sich jedenfalls bis heute nicht von der Terrororganisation PKK und deren Terror distanzieren oder sich mit den Opfern der PKK solidarisieren. Will sie offensichtlich auch nicht, weil sie selbst der politische Ableger der PKK ist. Der ehemalige Investigativjournalist Ahmet Şık, der vor mehr als einem Jahr noch für die HDP als Abgeordneter zur Parlamentswahl angetreten war, gab erst vor wenigen Wochen entnervt das Parteibuch zurück und erklärte, die Partei sei organisch mit der Terrororganisation PKK verbunden.

Was man unter „organisch“ verstehen muss, kann man an der Botschaft der Eltern von Deniz Poyraz erkennen. Vater Abdullah Poyraz gab nun nur einen Tag nach der schrecklichen Bluttat in einem Video folgendes Statement ab:

„Haltet zusammen. Deniz ist nicht mein Deniz, sondern die von Kurdistan, von uns allen. Wir sind in der Schuld der in den Bergen Widerstand leistenden Löwen [PKK]. Gerade jetzt leisten sie Widerstand gegen die Feinde mit Panzern und Granaten [türkische Soldaten]. Wir können noch so viel Opfer erbringen, wir werden stets in deren Schuld sein. Ich sage, vereint euch. Meine Märtyrerin [Deniz Poyraz] ist unser aller Märtyrerin. Die Märtyrer in den Bergen sind auch unsere Märtyrer. Heval Sêvê Demir, Pakize Nayır, Mehmet Tunç, Lokman Birlik, sie alle wurden so zu Märtyrern.“

Wenn man das von Cem Özdemir verwendete Zitat während einer Berliner Rede nimmt und in diesem Zusammenhang nur gegen zwei Begriffe ersetzt, wird eins klar: „Frieden wird es erst geben, wenn die HDP-PKK [Araber] ihre Kinder mehr liebt, als sie Türken [uns] hassen. Ob Cem Özdemir sich jetzt bewusst wird, was er damals im baden-württembergischen Ludwigsburg während eines türkischen Wahlkampfspektakels der völkisch-kurdischen HDP unterstützt hat?

Ich finde es bemerkenswert, wie schnell die Maskerade der HDP und deren Sympathisanten immer wieder fällt und das hässliche Gesicht der völkisch-kurdischen Terrororganisation PKK erscheint, die stets darum bemüht ist, das prägnante ultranationalistische Hintergrundrauschen mit Freiheits-, Gerechtigkeits- und Friedensfloskeln zu kaschieren.

Da verneige ich mich inbrünstig vor der Großmutter, Mutter und Tante der Solinger Brandanschlagsopfer, Mevlüde Genç, die bis heute felsenfest davon überzeugt ist, Verständigung und Toleranz würden für ein friedliches Miteinander in der Gesellschaft beitragen. Diese vorbildliche Haltung von Mevlüde Genç muss immer wieder in Erinnerung gerufen werden, damit solche Eltern sich in Grund und Boden schämen. Hass und Terror dürfen auch und trotz der Morde nicht toleriert oder befürwortet werden, nirgendwo!


Gastbeiträge geben die Meinung der Autoren wieder und stellen nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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