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Kommentar: Manipulationen der armenischen Diaspora am Fallbeispiel eines Bildes

Beim vorliegenden Fall geht es um eine Bild-Manipulation, die der australische Historiker Prof. Dr. Jeremy Salt aufgedeckt hatte. Salt fiel dieses Foto auf, als er das Buch des britischen Historikers Donald Bloxham „The Great Game of Genocide: Imperialism, Nationalism, and the Destruction of Ottoman Armenians“ las. Es geht um das Bild, das aus der Kollektion von Lazar Mkhitarian entstammen soll und in Armenien in einem Museum ausgestellt ist.

(Foto: Wikimedia)
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Ein Gastbeitrag von Kemal Bölge – kboelge@web.de

Viele werden sich an den Spiegel Skandal von 2018 erinnern, als publik wurde, dass der frühere Journalist Claas-Hendrik Relotius für das Nachrichtenmagazin Der Spiegel und andere Medien viele seiner verfassten Reportagen frei erfunden oder in Teilen manipuliert hatte. 

Der Journalist Juan Moreno war der Whistleblower, der diesen ungeheuerlichen Presseskandal beim Spiegel öffentlich machte. Moreno fielen bei der Recherche für eine aufwendige Reportage mit Relotius Ungereimtheiten bei der Vorgehensweise des damaligen Kollegen auf. Sein Misstrauen wuchs und er ging damit an die Verantwortlichen des Magazins, die ihn jedoch anscheinend nicht ernst nahmen. Er schrieb darüber sogar ein Aufsehen erregendes Buch mit dem Titel „Tausend Zeilen Lüge“, der Rest ist bekannt. Dieser Manipulations-Skandal erschütterte den Spiegel in seinen Grundfesten. Es war allerdings nicht der erste und wird auch nicht der letzte Fälschungs-Skandal in der deutschen Pressegeschichte bleiben.

Ein anderer Presseskandal trug sich 1983 ab, als der „Stern“ in seiner Ausgabe 18/83 von angeblich entdeckten Hitler-Tagebüchern berichtete und Auszüge daraus im „Stern“ veröffentlichte. Das Bundesarchiv und das Bundeskriminalamt wurden eingeschaltet und um Echtheitsprüfung gebeten. Das Ergebnis war eindeutig. Es handelte sich um plumpe Fälschungen. Beim Betrüger handelte es sich um den Kunstfälscher Konrad Kujau.

Die zwei Fallbeispiele habe ich erwähnt, weil die Verfechter der armenischen Genozid-These bei ihrer Argumentation vor Manipulationen nicht zurückschrecken. Der Historiker Isa Ak hatte es vor ein paar Tagen in seinem wertvollen Beitrag erwähnt und auf unwissenschaftliche Methoden und Praktiken der armenischen Diaspora und ihrer Unterstützer hingewiesen. Beim vorliegenden Fall geht es um eine Bild-Manipulation, die der australische Historiker Prof. Dr. Jeremy Salt aufgedeckt hatte. Salt fiel dieses Foto auf, als er das Buch des britischen Historikers Donald Bloxham „The Great Game of Genocide: Imperialism, Nationalism, and the Destruction of Ottoman Armenians“ las.

Es geht um das Bild, das aus der Kollektion von Lazar Mkhitarian entstammen soll und in Armenien in einem Museum ausgestellt ist.

(Foto: Wikimedia)

In diesem Bild ist ein scheinbar osmanischer Offizieller zu sehen, der hungernden armenischen Kindern mit der rechten Hand ein Stück Brot hochhält und damit wedelt. Salt sah sich das Foto in Bloxhams Buch genauer an und sein Misstrauen wurde immer größer. Zunächst einmal sei das Buch von Bloxham sehr einseitig verfasst worden. Er habe sich gewundert, dass auf dem Bild ein Mann mit Anzug und Krawatte sowie Kinder mit zerrissener Kleidung abgebildet seien.

Der Mann halte ein Stück Brot in der Hand und die Kinder versuchten nach dem Brot zu greifen. Das sei eine sehr herzzerreißende Szene. Allerdings, so Salt, stand unter dem Foto eine Bildinformation, in dem ein türkischer Offizieller die hungernden armenischen Kinder verspottet habe. „Wenn dieses Foto, wie behauptet, während des Ersten Weltkriegs entstand, handelt es sich bei dieser Person um einen osmanischen Beamten und nicht, um einen türkischen Offiziellen. Der Mann auf dem Bild trägt einen Anzug und Krawatte. Trug ein osmanischer Beamter nicht eine Uniform mit einem zugeknöpften kragenlosen Hemd und einem Fez?“

„Während ich das Bild weiter betrachtete, fiel mir eine Linie auf, die sein ganzes Jackett durchzog. Ich knickte das Bild und führte es unter das Licht. Ich bemerkte zwischen der linken und der rechten Seite der Person eine unebene Linie. Die eine Seite des Jacketts war dunkler als die andere. Dann schaute ich mir die übrigen Stellen des Fotos an. Die Mauer, die sich hinter der Person befand, wird dann zu einer weißen Lücke. Ich schaute weiter aufmerksam auf das Bild und mir fiel auf, dass bei einem Jungen, der am Boden lag, die eine Hand hager war und die andere normal aussah.“

Das Zitat ist eine Übersetzung ins Deutsche und die Erläuterungen zum gefälschten Bild sind aus dem Interview der Tageszeitung Habertürk mit Prof. Jeremy Salt vom 13.01.2010, vgl. ebd.

Nachdem sich seine Zweifel an der Echtheit des Bildes erhärtet hatten, entschloss sich Prof. Salt das Bild einem Fotoexperten vorzulegen. Im Labor wurde das Bild mit 2.400 Pixel genauer untersucht und analysiert. Das Fotolabor erklärte, das Bild sei aus vielen Einzelteilen zusammengesetzt worden. Die männliche Person auf dem Foto sei aus anderen Bildteilen zusammengefügt worden. Bei einem der Kinder, die auf dem Boden saßen, habe es zunächst den Anschein gehabt, als ob dieser etwas in den Händen hielt, was sich jedoch nach der Bildanalyse als falsch herausgestellt habe.

Ich fasse das ganze kurz noch einmal zusammen. Prof. Salt hegte Zweifel an der Echtheit des Bildes aus dem Buch des britischen Historikers Donald Bloxham und beauftragt ein Fotolabor mit der Echtheitsprüfung. Das Labor kommt zum Ergebnis, dass das verwendete Foto eine Zusammensetzung aus vielen einzelnen Bildern ist und damit als Fälschung einzustufen ist. Nach dem Befund des Fotolabors schrieb Prof. Salt einen Brief an den damaligen Herausgeber der Oxford University Press für Geschichte, Christopher Wheeler, und bat um eine Stellungnahme. Wheeler schrieb in einem Antwortschreiben, das angesprochene Foto sei aus dem Buch der beiden französischen Autoren Gerard Chaliand und Yves Ternon, das 1980 unter dem Titel „Le Genocide des Armeniens“ erschienen sei. Prof. Salt stellte sich berechtigterweise die Frage, wie es sein kann, dass ein offensichtlich gefälschtes Bild dem Oxford University Press nicht auffallen konnte.

Salt gab sich mit der Antwort von Oxford University Press nicht zufrieden und kontaktierte eine britisch-türkische Nichtregierungsorganisation (NGO). Diese wiederum setzte sich mit dem Verantwortlichen des Verlags, Christopher Wheeler in Verbindung. In seiner Antwort räumte Wheeler Fehler ein und bestätigte, dass es sich beim verwendeten Foto um eine Fälschung handelt. Der Verlag habe, so Wheeler, alle im Bestand sich befindenden Bücher vernichtet. Ob das stimmt, was Wheeler gegenüber der britisch-türkischen NGO-Vertreterin erklärt hat, sei erst einmal dahingestellt, aber später teilte der Verlag mit, in der neuen Druckausgabe werde das Buch mit dem gefälschten Bild abgedruckt, allerdings mit dem Zusatz „Wir veröffentlichen dieses Bild, um den Manipulationen beider Seiten ein Exempel zu statuieren.“ Das britisch-türkische NGO protestierte gegen diese Entscheidung, da bekannt sei welche Seite den Fake betrieben habe und verlangte eine sofortige Änderung des Zusatztextes.

Das manipulierte Bild in dem Buch von Donald Bloxham ist leider kein Einzelfall, wie mancher vielleicht vermuten mag. Es reiht sich ein in eine Fülle von gefälschten Dokumenten und in diesem Fall ist es ein Foto gewesen. Blicken wir etwas zurück: Die armenische Diaspora hatte sich viele Jahre auf die sogenannten „Andonian Papers“ berufen, bis ein Forscherteam um Şinasi Orel und Süreyya Yuca die „Talat Pascha Telegramme“ als plumpe Fälschungen entlarvte. In Deutschland ist der Name des evangelischen Theologen Johannes Lepsius ein Begriff.

Dieser armenophile Kirchenmann hat die in seiner Aktenedition „Deutschland und Armenien 1914-1918 – Sammlung diplomatischer Aktenstücke“ aufgeführten Archivmaterialien aus den Aktenbeständen des Auswärtigen Amtes systematisch manipuliert.1 Ich könnte noch einige Beispiele von Manipulationen der armenischen Diaspora aufführen, aber mir geht es um die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit. Leider wird in den deutschen Medien über die methodisch fragwürdige Herangehensweise der armenischen Diaspora bei ihren Publikationen nicht berichtet.

1 Özgönül, Cem (2006): Der Mythos eines Völkermordes, Köln: Önel Verlag.

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