Die Grünen haben die Androhung des US-Truppenabzugs aus Deutschland durch US-Botschafter Richard Grenell scharf kritisiert.
„Unter Freunden und Partnern geht man nicht so miteinander um“, sagte die verteidigungspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion im Bundestag, Agnieszka Brugger, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Bei Donald Trump weiß man nie, ob es die nächste wilde leere Drohung ist oder wirklich etwas dahinter steckt“, sagte Brugger.
„So eine Kurzschlussreaktion wäre eine weitere Belastung für das gerade belastete deutsch-amerikanische Verhältnis“, sagte Brugger. „Ich hoffe, dass kluge Beraterinnen und Berater auf den US-Präsidenten Einfluss nehmen und bestehende Differenzen auf bewährten diplomatischen Wegen behandelt werden.“
Auch SPD-Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider hat die Drohungen der USA scharf kritisiert. Diese Aussagen seien unter Verbündeten „völlig unangemessen“. Dem „Spiegel“ gegenüber betonte Schneider, Deutschland lasse sich nicht erpressen. Mit Blick auf die US-Botschafter in Deutschland und Polen sagte er: „Die Feldherrenpose nutzt sich ab.“
Union zeigt Verständnis
Der außenpolitische Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Jürgen Hardt (CDU), hat vor dem Hintergrund eines angedrohten US-Truppenabzugs aus Deutschland Verständnis für die Kritik von US-Präsident Donald Trump an der deutschen Außen- und Verteidigungspolitik gezeigt.
„Die US-Truppen haben in Deutschland Schlüsselstandorte für Logistik, Führung und medizinische Versorgung errichtet und Milliarden investiert“, sagte Hardt der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „In den USA irritiert die deutsche Debatte um die Erfüllung unserer Nato-Verpflichtungen, denn die mittelfristige Finanzplanung des Verteidigungshaushaltes weist derzeit in die falsche Richtung“, sagte Hardt.
„Es ist in Amerika schwer zu erklären, dass das wirtschaftlich starke Deutschland im Blick auf die Annäherung der Verteidigungsausgaben an das Zwei-Prozent-Nato-Ziel hinter den berechtigten Erwartungen zurück bleibt“, sagte der CDU-Politiker.
„In der Haushaltsdebatte der nächsten Monate muss dies korrigiert werden“, forderte Hardt. Er sah auch einen Zusammenhang zur Militärmission in der Straße von Hormus, an der sich Deutschland bislang nicht beteiligen will. „Noch mehr mag in Washington irritieren, dass sich der deutsche Außenminister im Blick auf eine gemeinsame Mission zum Schutz des freien Seewegs in der Straße von Hormus so zurückhaltend positioniert“, sagte Hardt.
„Es sollte selbstverständlich sein, dass Deutschland als wichtige Außenhandelsnation auch zum Schutz der Freiheit der Meere seinen Beitrag leistet“, erklärte der CDU-Politiker. „Ich wünsche mir ein sichtbares Zeichen der Solidarität und Unterstützung gegenüber den europäischen und amerikanischen Partnern, die für die Freiheit der Meere eintreten“, sagte Hardt.
Die USA fordern schon lange, dass Deutschland mehr Geld für Verteidigung ausgibt. Kurz vor den geplanten Europa-Reisen von US-Präsident Donald Trump verschärfte Washington seine Drohungen mit einem Abzug der US-Truppen aus Deutschland.
„Es ist wirklich beleidigend zu erwarten, dass der US-Steuerzahler weiter mehr als 50.000 Amerikaner in Deutschland bezahlt, aber die Deutschen ihren Handelsüberschuss für heimische Zwecke verwenden“, so Richard Grenell, US-Botschafter in Deutschland.
Deutschland ist das Land, in dem die meisten US-Truppen in Europa stationiert sind: Insgesamt sind es 35.000 Soldaten. Hinzu kommen 17.000 amerikanische und 12.000 deutsche Zivilisten, die von den US-Truppen beschäftigt werden. Deutschland liegt bei den Verteidigungsausgaben mit angestrebten 1,36 Prozent des Bruttoinlandsprodukts im laufenden Jahr weit unter dem NATO-Ziel von zwei Prozent und wird dafür von Trump regelmäßig scharf kritisiert, meldet die tagesschau.
In einem Tweet fordert die US-Botschafterin in Polen, Georgette Mosbacher, die Umstationierung amerikanischer Truppen nach Polen:
„Polen erfüllt seine Zahlungsverpflichtung von zwei Prozent des BIP gegenüber der NATO. Deutschland tut das nicht. Wir würden es begrüßen, wenn die amerikanischen Truppen in Deutschland nach Polen kämen.“
Bei einem Besuch Washingtons sagte der polnische Präsident Andrzej Duda im vergangen September, dass er eine permanente US-Militärbasis in seinem Land begrüßen würde – und erklärte, dass er sie „Fort Trump“ nennen würde.
„Ich möchte den US-Präsidenten einladen, weitere amerikanische Truppen nach Polen zu entsenden. Und wir wollen weiter investieren, wir wollen die polnischen Streitkräfte modernisieren“, sagte Duda auf einer Pressekonferenz des Weißen Hauses mit Präsident Trump.
„Wir realisieren die bisher größten militärischen Investitionen der letzten 30 Jahre. Wir wollen mehr Projekte umsetzen. Wir wollen mehr Ausrüstung kaufen. Und ich bin überzeugt, dass diese Zusammenarbeit zwischen Polen und den Vereinigten Staaten reibungslos verlaufen wird“, so Duda weiter.
„Ich würde mir sehr wünschen, dass wir eine permanente amerikanische Basis in Polen gründen, die wir Fort Trump nennen würden.“
Der polnische Präsident warnte auch davor, dass Russland die größte Sicherheitsbedrohung für die zentraleuropäische Region darstellt.
Auf die Frage, ob er zustimmt, sagte Trump: „Ich bin mit dem Präsidenten zusammen. Ich fühle, dass er Recht hat“.
Polen habe für so einen Stützpunkt der USA zwei Milliarden Dollar geboten. Trump sagte, dass die USA mit zahlreichen Ländern über die Finanzierung der amerikanischen Militärbasen dort „in Gesprächen“ seien, ohne irgendwelche Länder explizit zu nennen. Er hat sich in der Vergangenheit immer wieder öffentlich und privat über die Kosten der US-Militärpräsenz in Deutschland und Südkorea beschwert.