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Kirchenbau in der Türkei: Christlicher Bischof dankt Erdogan

Noch nie in der Geschichte der Türkischen Republik hat es so viele Sanierungen und Instandsetzungen von Gotteshäusern der Minderheiten gegeben, wie in der Regierungszeit der vom türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gegründeten islamisch-konservativen AKP.

(Foto: AA)
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Istanbul – Der Bau der neuen syrisch-orthodoxen Kirche in der Millionenmetropole Istanbul sei eine Bereicherung für die Türkei, sagte der türkische Präsident am Samstag.

Beim Spatenstich der St. Ephrem (Mor Efrem) Kirche sagte Recep Tayyip Erdogan, der Bau der neuen Kirche würde zwei Jahre dauern.

„Wie alle ihre anderen Verpflichtungen ist es auch die Aufgabe des Staates der Republik Türkei, die Bedürfnisse der syrisch-orthodoxen Gemeinschaft, das Urvolk unserer Geographie, zu erfüllen“, sagte Erdogan.

Großbischof dankt Erdogan

Yusuf Cetin, Großstadtbischof der syrisch-orthodoxen Kirche Istanbul, dankte Erdogan für seine Großzügigkeit und sagte, die syrische Gemeinschaft des Landes sei stolz auf den Präsidenten.

„Die Geschichte der syrisch-orthodoxen Kirche reicht 2000 Jahre zurück“, sagte er und fügte hinzu: „Dies ist das erste Mal seit 2.000 Jahren, dass wir eine solche Geste sehen. Möge Gott ihn beschützen.“

Cetin fuhr fort, dass das assyrische Volk schon immer in Harmonie mit anderen ethnischen Gruppen gelebt habe und betonte, dass es den Staaten, in denen es lebt, „treu“ sei.

In den vergangenen siebzehn Jahren habe es, unter der Regierung der von Staatspräsident Erdogan gegründeten islamisch-konservativen Partei AKP, für die vielen Glaubensrichtungen der Türkei zahlreiche positive Erneuerungen gegeben. 2013 etwa sei eine Schule, die in assyrischer Sprache unterrichtet, eröffnet worden – die erste seit 1928. Des Weiteren seien 55 syrisch-orthodoxe Kirchen, Klöster und Friedhöfe an die Gemeinde zurückgegeben worden.

„Ohne den Willen und die Unterstützung von Erdogan wäre es uns nicht möglich, dieses Projekt zu realisieren“, sagte er und dankte dem Präsidenten.

Noch nie in der Geschichte der Türkischen Republik hat es so viele Sanierungen und Instandsetzungen von Gotteshäusern der Minderheiten gegeben, wie in der Regierungszeit Erdogans.

Sanierungsprojekte der Türkei unter Erdogan

Die Große Synagoge in der westtürkischen Provinz Edirne, die griechisch-orthodoxe Aya Nikola Kirche in der Provinz Canakkale, eine syrisch-katholische Kirche in der südosttürkischen Provinz Hatay, die armenischen Kirchen in den Provinzen Diyarbakir und Gaziantep, die griechisch-orthodoxen Kirchen Taksiyarhis in der westtürkischen Provinz Balikesir und Aya Yorgi in Istanbul und die bulgarisch-orthodoxe Kirche Sankt Stefan in Istanbul sind einige der fertiggestellten Restaurierungsprojekte der türkischen Regierung. 2017 eröffnete in der Sonnenmetropole Antalya zudem eine weitere evangelische Kirche mit einem Gebetsraum für 220 Gläubige, einem Restaurant, Räumlichkeiten für Kinderbetreuung und einer Bibliothek für Christen.

(Foto: Screenshot/ayvalikholyspring.com)

Neue Cemhäuser

Zwischen 80 und 90 Prozent aller Cemhäuser – den Gottesdienststätten der Aleviten – etwa, seien in den vergangenen Jahren errichtet worden. Das Justizministerium kündigte 2016 seinerseits an, einen Rat einzuberufen, der Meinungen und Vorschläge aus der alevitischen Community einholen soll.

Sanierungen armenischer Kirchen

Der Erzbischof des armenischen Patriarchats in der Türkei, Zakeos Ohanyan, bedankte sich in seiner Predigt bei den zuständigen Behörden für die Sanierung und Wiederinstandsetzung der historischen Kirche „Surp Krikor Lusarovic“ in der anatolischen Stadt Kayseri. Ohanyan: „Wir beten mit unseren muslimischen Schwestern und Brüdern zu Gott, dass in unserem Land und in der ganzen Welt der Frieden herrscht.“

Eiserne Kirche in Istanbul

Die bulgarisch-orthodoxe Kirche Sankt Stefan ist die einzige vollständig erhaltene eiserne Kirche der Welt – eisern, weil als Baumaterial hauptsächlich Gusseisen verwendet wurde.

Erdogan habe die Restaurierung auf die Bitte der bulgarischen Minderheit in der Stadt initiiert, sagte Wassil Liaze, Präsident der Bulgarisch-Orthodoxen Kirchenstiftung, gegenüber der Nachrichtenagentur Anadolu:

„Er [Erdogan] half uns damals schon, als er noch Istanbuler Bürgermeister war. Und wir sind auch Nachbarn. Er kommt aus Kasimpasa, wir sind aus Balat. Wir haben ihn vor etwa acht-neun Jahren gefragt, und er hat die Restaurierung der Kirche angeordnet.“

Die Restaurierung erfolgte nach dem Reziprozitätsprinzip zwischen den beiden Staaten: Die bulgarische Regierung genehmigte den Wiederaufbau der Dschumaja-Moschee (Freitagsmoschee) in der zweitgrößten Stadt des Landes Plowdiw. Die türkische Regierung ihrerseits ermöglichte die Restaurierung der Eisernen Kirche. Es gibt weltweit lediglich in Argentinien, Österreich und der Türkei drei vorgefertigte Eiserne Kirchen.

Nach einem Brand in einer Holzkirche erhielten die bulgarischen Christen am 25. Juni 1890 vom Sultan die Erlaubnis, neben der Holzkirche ein neues Gotteshaus zu bauen.

Liaze erzählte im Gespräch mit Anadolu, dass die einzelnen Elemente, die zusammen rund 500 Tonnen wogen auf kleinen Frachtschiffen von Wien über die Donau, den Bosporus und das Goldene Horn nach Istanbul gebracht worden seien.

Die Kirche im neugotischen Stil war in zwei Jahren errichtet und 1898 in Balat, dem alten jüdischen Viertel im europäischen Teil der Stadt, eröffnet worden.

Synagoge-Eröffnung: Juden bedanken sich mit Gebet bei Erdogan

Im Jahre 2015 weihte die türkische Regierung die mit staatlichen Mitteln restaurierte Synagoge von Edirne ein – am selben Wochenende fand die erste Hochzeit statt. Das Gotteshaus war über Jahrzehnte hinweg verfallen und wurde nicht genutzt. 2016 wurde dort die erste jüdische Hochzeitsfeier seit mehr als vier Jahrzehnten abgehalten.

Obwohl sie sich von anderen traditionellen jüdischen Hochzeiten nicht unterschied, war das Ereignis von großer symbolischer Wichtigkeit für die jüdische Gemeinde in der Türkei.

Vor allem für Rufat Mitrani, den Patriarchen der einzigen in Edirne lebenden jüdischen Familie, war es ein unvergesslicher Moment. Er war zuvor der Letzte, der vor mehr als 40 Jahren seine Frau Sara dort geheiratet hatte. In weiterer Folge verwaiste der Tempel und war dem Verfall preisgegeben, da es zu wenige Gemeindemitglieder gab.

Die Zeremonie begann mit dem Lied „Boi Kala“, mit dem die Braut im prächtigen Tempel besungen wurde. Zwei Kantoren rezitierten ein Anoten, ein traditionelles Gebet, das auf die Zeit zurückdatiert, als die sephardischen Juden im 15. Jahrhundert aus Spanien nach Istanbul geflohen waren. Das Gebet stellte ursprünglich eine Dankesäußerung an den osmanischen Sultan dar, der der jüdischen Gemeinde damals Schutz gewährte. Am Hochzeitstag wurde es zu Ehren des derzeitigen politischen Führers der Türkei, Präsident Recep Tayyip Erdogan, vorgetragen.

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