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Kommentar: Der tiefe Fall des Ekrem Imamoglu

Als dieser Mann als großer Hoffnungsträger der kemalistisch-laizistischen CHP die OB-Wahl in Istanbul gewann, war die Hoffnung groß, dass ein wirklich ernstzunehmender Konkurrent für Erdogan auf das Spielfeld kam.

(Foto: Screenshot)
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Ein Gastkommentar von Can Ünal

Als dieser Mann als großer Hoffnungsträger der kemalistisch-laizistischen CHP die OB-Wahl in Istanbul gewann, war die Hoffnung groß, dass ein wirklich ernstzunehmender Konkurrent für Erdogan auf das Spielfeld kam.

Nicht nur bei der CHP, sondern vor allem in den westlichen Staaten war die Freude schier übermäßig, nun endlich einen würdigen Herausforderer gegen den regelrecht verhassten Erdogan gefunden zu haben.

Keiner scherte sich darum, dass dem Mann schon vor seiner OB-Wahl diverse Fauxpas passierten, er vorher gerade mal farbloser Bezirksbürgermeister in dem Istanbuler Bezirk Beylikdüzü war.

Sonst bis 2019 kaum aufgefallen, war es

1.das sehr gute Wahlkampf-Marketing
2. der Support der größten türkischen Holding Koc
3. die ungelöste Problematik der Zuwanderung von Syrern (alleine in Istanbul ca. 1 Million Syrer) und
4. miserable Wahltaktik der AKP
5. komplett vereinte Opposition

die den Mann zum OB der großen europäischen Stadt machte.

Nun, nach gerade mal sieben Monaten ist der Mann regelrecht untragbar geworden. Sogar für seine eigene Partei. Offen und direkt von eigenen Parteimitgliedern und früher glühenden Unterstützern kritisiert, hat es der Mann geschafft, sich als völlig ungeeignet für den OB Job in Istanbul zu präsentieren, geschweige für den Job als Präsident der Türkei.

Was war passiert?

Kurz nach seiner Wahl machte er Urlaub, was nicht verwerflich ist – nur das Istanbul ausgerechnet nach seiner Wahl einer der schlimmsten Hochwasserkatastrophen erlebte. Auf Druck der Öffentlichkeit kam er aus seinem Urlaubsort Bodrum zu „seiner“ Stadt, ließ sich telegen fotografieren und düste ein paar Stunden später wieder in sein Urlaubsort zurück.

Danach wollte er zur Schau stellen, wie seine Vorgänger das Geld der Stadt verprasst hatten und stellte die Stadtfahrzeuge aus – im wesentlichen Kühlautos, Leichentransporter und Autos der Sozialdienste. nur um dann für den 3-fachen Preis der z.T. gemieteten Autos neue Mietautos ausgerechnet von der Koc Holding anzumieten.

Danach wurde die „Nicht-Eröffnung“ einer biologischen Kläranlage gefeiert, in Europa wurden wieder Kredite in Höhe von ca. 200 Mio € ohne konkrete Ziele aufgenommen, usw,usw.

Noch bis dahin wurde der Mann vehement von seinen Wählern unterstützt, auch wenn viele irritiert waren über den plötzlich überbordenden Narzismus, über seine permanente Abwesenheit in der Mega-Metropole, wo er doch kurz nach seiner Wahl seinen Wählern zurief „ich habe keine Sekunde zu verlieren, um diese Stadt auf den Vordermann zu bringen“.

Letzte Woche dann ein Erdbeben in Elazig, im Osten der Türkei

Schon nach einer Stunde war der türkische Staat mit seinen Institutionen wie Roter Halbmond, Katastrophenschutz, etc. vor Ort, drei Minister sofort im Krisenstab ebenfalls vor Ort (Innen, Gesundheit, Stadtentwicklung).

Imamoglu reist ebenfalls an und zeigt sich kurz mit den Erdbebenopfern, laut seinem Vorsitzenden Kilicdaroglu, um die Hilfslieferungen aus Istanbul zu koordinieren.

Dann große Irritation als Imamoglu plötzlich aus der Bildfläche verschwindet und im neuen Ski-Mekka der Türkei, Erzurum-Palandöken, mitsamt Frau und Kind auftaucht.

Er lässt sich im Präsidenten-Suite (1100€ die Nacht) gutgehen und frohgelaunt werden Skifotos in Twitter gepostet.

Nun gesteht der Mann heute, dass dieser Skiurlaub längst geplant war und stellt damit auch noch seinen eigenen Vorsitzender der Lüge bloß. (für Türken ist Kilicadaroglu eh nicht dafür bekannt, die Wahrheit zu sagen).

Und anstatt die Wogen zu glätten, und zu sagen, dass es gerade nicht passend war, in einer Katastrophensituation gutgelaunt Urlaub zu machen, sagt er einfach wie im Sommer „mir steht der Urlaub gut“.

(Foto: Screenshot)

Es gibt 2 Schlüsse die man daraus ziehen kann:

Der Mann ist dumm und denkt, „was der doofe Trump sich für Eskapaden leisten kann, kann ich schon lange“.

Oder :

Ihm ist mittlerweile alles egal, weil dieses Amt für Ihn schon ein paar Nummern zu groß ist.

Fakt ist: die europäischen Medien können sich wieder auf die Suche nach einem neuen Hoffnungsträger machen.


Dieser Kommentar gibt die Meinung des Autors wieder und stellt nicht zwingenderweise den Standpunkt von nex24 dar.


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