Start Politik Ausland Kurden gegen PKK Türkei: Künstler, Musiker und Schauspieler schließen sich Protesten kurdischer...

Kurden gegen PKK
Türkei: Künstler, Musiker und Schauspieler schließen sich Protesten kurdischer Eltern gegen HDP an

Der andauernde Sitzstreik gegen die Verschleppung und Rekrutierung kurdischer Kinder durch die Terrororganisation PKK und deren politischen Arm, der „Demokratischen Volkspartei“ (HDP), in Diyarbakır, entwickelt sich zu einem Lauffeuer. Nachdem sich in den letzten Tagen mächtige Kurden-Clans den Protesten angeschlossen hatten, bekamen die „Mütter von Diyarbakır“, wie die Aufbegehrenden genannt werden, prominente Unterstützung.

Sängerin Güben Ergen (l) mit einer trauernden kurdischen Mutter. (Foto: BIK)
Teilen

Proteste gegen die Verschleppung von Kindern weiten sich aus

Der andauernde Sitzstreik gegen die Verschleppung und Rekrutierung kurdischer Kinder durch die Terrororganisation PKK und deren politischen Arm, der „Demokratischen Volkspartei“ (HDP), in Diyarbakır, entwickelt sich zu einem Lauffeuer. Nachdem sich in den letzten Tagen mächtige Kurden-Clans den Protesten angeschlossen hatten, bekamen die „Mütter von Diyarbakır“, wie die Aufbegehrenden genannt werden, prominente Unterstützung.

Künstler, Musiker und Schauspieler unterstützen „Mütter von Diyarbakır“

Bekannte Stars aus dem türkischen Showbusiness wie Hülya Koçyiğit, Muazzez Ersoy, Gülben Ergen, Yavuz Bingöl und Hasan Kaçan besuchten die streikenden Eltern, die seit Wochen vor der Parteizentrale der HDP in Diyarbakır ausharren und bekundeten ihre Solidarität mit den Müttern und Vätern. Die Stars nahmen sich Zeit, um mit allen streikenden Eltern einzeln zu reden.

Hülya Koçyiğit, Muazzez Ersoy, Gülben Ergen, Yavuz Bingöl und Hasan Kaçan hielten die Hände der verzweifelten Eltern und teilten ihren Schmerz. Als die Mütter die Fotos ihrer verschleppten Töchter und Söhne zeigten und über ihre Sehnsucht nach diesen berichteten, kam es zu hoch emotionalen Momenten.

Einer der Stars, die Schauspielerin Hülya Koçyiğit, erklärte, dass sie nach Diyarbakır gekommen sei, weil sie den mutigen Aufschrei der Mütter, ihren Protest und ihren Ruf nach Rückgabe ihrer Kinder gehört habe: „Mein Gewissen hat mich hierhergebracht. Ich bin ein Mensch, eine Mutter. Ich habe den Schmerz in den Herzen der Mütter in mir selbst gespürt“, sagte Koçyiğit und versprach, dass sie immer an der Seite der Mütter und Eltern sein werde, die aufgrund der Verschleppung ihrer Kinder großen Schmerz erleiden.

(Schauspielerin Hülya Kocyigit (r)
(Foto (BIK)

Koçyiğit, die darauf hinwies, dass es in der Türkei seit 30 Jahren zu Terrorangriffen kommt, erklärte: „Das hat viel Leid gebracht, viele Leben gekostet und dazu geführt, dass viele Tränen vergossen wurden. Die Mütter sollen nicht mehr weinen. Die gesamte Türkei und wir müssen alle gemeinsam ein starkes Zeichen setzen. Denn das ist eine überparteiliche Angelegenheit. Das ist eine humanitäre Aufgabe aller Menschen. Deshalb habe ich einen großen Respekt vor dieser Erhebung und bin auf der Seite dieses Protests, um ihn zu unterstützen.“

Gülben Ergen: „Nieder mit dem Terror“

Gülben Ergen, TV-Moderatorin und Sängerin, wies darauf hin, dass man den Müttern zuhören und sie unterstützen müsse, um ihre Stimmen und ihren Aufschrei zu verstärken. „Wir haben gesehen, dass sie [die Mütter, Anmerkung der Redaktion] ermutigt wurden. Wenn das Herz einer Mutter blutet, wenn eine Mutter mit einem Wehruf auf sich aufmerksam macht, kann keine Kraft dieser Welt davor stehen bleiben. Nieder mit dem Terror. Diese Mütter sind auf der Suche nach ihren Kindern. Sie rufen um Hilfe. Ihre Herzen sind am bluten.“

(Foto: BIK)

Ergen sagte zudem auch ein paar Sätze auf den tags zuvor verübten Terroranschlag durch die PKK in Kulp. Sie erinnerte daran, dass sie an der Beerdigungszeremonie, der durch den Terrorangriff verstorbenen Bürger teilnahm und sagte: „Es ist Zeit für Frieden, Geschwisterlichkeit und Eintracht. Die Mütter sind stärker als wir alle. Vor Euch [den Müttern, Anmerkung der Redaktion] wird keine Kraft aufrecht stehen können. Die Mütter werden siegen.“

„Unsere Gebete sind bei den Müttern“

Die Stimm- und Musikkünstlerin Muazzez Ersoy sagte ebenfalls, dass sie nach Diyarbakır gekommen sei, um den Schmerz der Mütter zu teilen und Mitgefühl zu demonstrieren. Sie sagte, sie könne sehr gut nachvollziehen, was die Mütter fühlen und welchen Schmerz sie erleiden müssen, da sie selbst eine Mutter sei.

Ersoy wünschte den Eltern, dass sie schnellstmöglich ihre Kinder zurückbekommen: „Wir möchten, dass sie so schnell wie möglich ihre Kinder wiedersehen und glücklich mit diesen daheim leben. Unsere Gebete sind bei den Müttern. Wir sind hier, um die Mütter zu unterstützen und damit ihr Schrei endlich Gehör findet. Ich bin darüber hinaus sehr glücklich, hier zu sein.“

„Die gesamte Türkei wartet auf dieses Wiedersehen“

Der Schauspieler und Musiker, Yavuz Bingöl, sagte, er sei nach Diyarbakır gekommen, um ein gesamtgesellschaftliches Statement zu setzen, um aufzurütteln und um den Schmerz der Mütter zu teilen.

„Im Namen aller Künstler möchte ich den Kindern der Mütter folgendes sagen: Tut unseren Müttern nicht länger weh, lasst sie nicht länger weinen, kommt und bereitet diesem Schmerz ein Ende. Beendet diese Sehnsucht.“ Bingöl sagte, die Mütter wollten nur noch ihre Kinder in die Arme schließen, sie küssen und an ihnen riechen.

„Hoffentlich können sie [die Kinder, Anmerkung der Redaktion] unversehrt nach Hause und zu ihren Familien zurückkehren. Nicht nur die Mütter, sondern die gesamte Türkei wartet auf dieses Wiedersehen. Ich hoffe auch, dass weitere unserer Künstlerkollegen hierherkommen, um unsere Mütter zu unterstützen.“

Clans unterstützen Proteste

Am Donnerstag kamen auch kurdische Clanführer, die 154 Großfamilien in der Ost- und Südosttürkei vertreten, nach Diyarbakır, um den Familien, die vor der HDP-Zentrale mit einer Sitzblockade gegen das Verschwinden ihrer Kinder protestieren, ihre Solidarität auszudrücken.

Der Vorsitzende der Föderation der kurdischen Großfamilien „Kadim“, Rasim Aslan, sagte gegenüber Reportern, dass sie nach Diyarbakır gekommen seien, um den Schmerz der Mütter zu teilen und dass diese Frauen alle in der Türkei lebenden Mütter repräsentierten.

Aslan wandte sich an diejenigen, die bei den Gezi-Protesten, im Ida-Gebirge oder den Waldbränden in İzmir die Menschen zum Protest bewegten und sagte: „Genießen die Mütter nicht einmal die Wertschätzung eines verbrannten Baums? Der Grund, wieso wir heute hier sind, ist, dass wir den Schmerz teilen wollen. Ich wünsche keiner einzigen Mutter auf der Welt den Schmerz des Verlusts des eigenen Kindes. Es gibt nichts Schlimmeres als diesen Schmerz. Diese Frauen stehen für alle Mütter in der Türkei. Ich hoffe, dass alle zur Gnade und Besinnung kommen und es diesen Müttern ermöglichen, ihre Kinder wiederzusehen.“

Der Führer des İzol-Clans aus der türkischen Stadt Adıyaman, Abdullah Yalçın, beklagte, dass die HDP und ihre Funktionäre nicht ihre eigenen Kinder, sondern die Töchter und Söhne anderer Familien in die Berge verschleppten. „Falls ein einziges Kind der politischen Vertreter oder Abgeordneten der HDP in den Bergen lebt, dann sind wir bereit, ebenfalls dorthin zu gehen. Diese Leute verstecken ihre eigenen Kinder und verschleppen fremde Jugendliche. Wie unmoralisch ist das?“

Mehmet Karaman, ein weinender Vater eines verschwundenen Kindes, zeigte den Journalisten das Foto seines Sohnes Ercan und sagte: „Seit 22 Jahren ist der Junge nun schon in den Bergen. Ich weiß nicht mehr, wie ich esse und schlafe.“ Der Führer des İzol-Clans Yalçın versuchte den leidenden Vater dagegen zu beruhigen und tröstete ihn.

Zum Thema

– Kurden gegen PKK –
Kurden über HDP: „Ihre Kinder bereisen Europa, während unsere verschleppt werden“

Die Wut der Kurden auf die PKK-nahe Partei HDP wird immer größer. Was mit dem mutigen Schritt einer kurdischen Mutter im vergangenen Monat begann, entwickelt sich zu einer Bewegung. Immer mehr Kurden trauen sich, ihren Unmut gegen die HDP-Partei und die Terrororganisation PKK auszusprechen.

Kurden über HDP: „Ihre Kinder bereisen Europa, während unsere verschleppt werden“